Flyer
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Flyer in Schriftform
Auf den Spuren der Zwangsarbeiter vom Vulkan
Von September 1944 bis April 1945 befanden sich drei nationalsozialistische Lager in der Stadt Haslach, in denen zusammen mehr als 1.700 Häftlinge aus 21 Nationen interniert waren und hier unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Über 220 Häftlinge überlebten diese Zeit nicht.
Geschichte hat immer einen Ort. In diesem Sinne hat es sich der Jugendarbeitskreis der GEDENKSTÄTTE VULKAN zur Aufgabe gemacht, die Geschichte seiner Heimat wieder zu verorten und lädt ein, der historischen Topografie auf dem WEG DES ERINNERNS durch Haslach zu folgen.
Der WEG DES ERINNERNS folgt dem Leidensweg der Zwangsarbeiter: An sechs historischen Orten in der Stadt eröffnen Informationstafeln einen Blick in die Vergangenheit. Der Bahnhof bildet die erste Station; hier kamen die Häft linge nach endlos scheinenden Transporten im Kinzigtal an. Dann führt der WEG DES ERINNERNS weiter zu den Orten der ehemaligen Konzentrations- und Sicherungslager Kinzigdamm und Sportplatz. Vorbei am Quartier der SS und dem einstigen Massengrab marschierten die Häftlinge täglich quer durch die Stadt hinauf auf den Urenkopf zu den Hartsteinwerken VULKAN. Hier mussten sie zunächst im Steinbruch arbeiten und wurden später unter miserablen Bedingungen auch in den Stollen, dem Lager Vulkan, untergebracht. Der WEG DES ERINNERNS endet an der zentralen GEDENKSTÄTTE VULKAN.
Die 6 Stationen
DER BAHNHOF
Der Bahnhof war Ankunftsort von circa 1.700 Zwangsarbeitern aus 21 Nationen. Hier begann der Leidensweg der Häftlinge in Haslach. Heute folgen wir ihren Spuren auf dem WEG DES ERINNERNS durch die Stadt hinauf auf den VULKAN.
LAGER KINZIGDAMM
Am Kinzigdamm errichten zunächst Fremdarbeiter das kleinste der drei Haslacher Lager (siehe Foto). Erst später nutzte man es als Gefangenenlager. Die Inhaftierten mussten den Ausbau der unterirdischen Produktionsanlagen im Stollensystem VULKAN vorantreiben.
LAGER SPORTPLATZ
Das LAGER SPORTPLATZ existierte von September 1944 bis Februar 1945 als Außenlager für das KZ Natzweiler Struthof. In Baracken waren auf engstem Raum bis zu 600 Häftlinge zusammengepfercht.
DIE WACHMANNSCHAFT
Die Gefangenen wurden von etwa 30 Männern einer SS-Wachkompanie des KZ Natzweiler-Struthof bewacht. Diese bezog Quartier in der sog. „Villa“, dem Clubhaus am Sportplatz.
DAS MASSENGRAB
Der Umgang mit den Inhaftierten war grausam und forderte in acht Monaten über 220 Todesopfer. Die Häftlinge mussten die Toten außerhalb des Friedhofs in Massengräbern verscharren. Erst nach Kriegsende wurden Holzkreuze auf dem Gräberfeld gesetzt.
LAGER VULKAN
Aufgrund der extrem auszehrenden Zwangsarbeit und den unwürdigen Lebensbedingungen in den Stollen, nannten die Häftlinge dieses Lager auch das „Höllenlager“. Der WEG DES ERINNERNS endet hier an der zentralen GEDENKSTÄTTE VULKAN.
Stimmen
„Bis zu unserer Arbeitsstätte musste man ungefähr eine Stunde gehen, es war anstrengend, denn der Weg dorthin führte zum großen Teil über einen ziemlich steilen Bergweg. Oben angekommen, mussten wir uns sofort an die Arbeit machen, unter der Leitung von Mitgliedern der Organisation Todt, die übrigens der SS in nichts nachstanden in Hinblick auf Brutalität. [...] Bei jedem Wetter mussten wir ununterbrochen arbeiten, unter den Beschimpfungen und Schlägen unserer Gefangenenwärter, bei einer Stunde Pause für die Suppe, die anfangs sehr un regelmäßig mit der Seilbahn aus der Stadt kam, manchmal erst um drei oder vier uhr nachmittags. Es erübrigt sich zu sagen, was für eine Suppe das war und in welchem Zustand sie bei uns ankam, sobald es kalt wurde. Es war nichts Flüssiges mehr, sondern Eisblöcke. [...] Es war also nicht überraschend, dass sich bei solchen Verhältnissen, bei diesen Arbeitsbedingungen, der geringen Nahrung, der schlechten Behandlung und dem absoluten Mangel an Hygiene Krankheiten und Läuse im Lager aus breiteten, und wegen des Fehlens jeglicher Medikamente die Sterblichkeit erschreckend hoch war.“
Aus: Bicheray-Choquin, Michelle: Les camps de Haslach. Les déportés racontent. Résistance et déportation, Jallerange 1998.
René Thalmann
Der Widerstandskämpfer wurde als 17-Jähriger aus dem Elsass verschleppt und u. a.im Haslacher KZ Sportplatz interniert.
„Ein Vorgang blieb mir in Erinnerung, der mich bis heute als Siebenundachtzigjährigen belastet:
Ein Kamerad und ich haben im November 1944 Haslach besucht und freuten uns – am Rathaus stehend – über die Herbstsonne und die Ruhe in der Stadt, aber nur so lange bis vom Bahnhof her eine Gruppe von ca. fünfzig furchtbar ausgemergelten und in Lumpen gekleideten Personen todmüde auf uns zukam. Wir kannten diese Zustände in der Heimat nicht und erlebten einen deprimierenden Vorgang.
Die Gruppe dieser leidenden Personen war gezwungen uns achtzehnjährige Soldaten mit erhobener Hand, dem Hitlergruß, zu grüßen. Ein furchtbar demütigender Moment für die Häftlinge. Wir haben uns geschämt, konnten aber an diesem Vorgang nichts ändern. Für uns war die KZ-Landschaft völlig neu und die erlebte Tatsache ungeheuer belastend, auch deshalb, weil unser Weg wieder an die Front führte, um diesen Staat zu verteidigen.“
Aus einem privaten Brief vom 04. April 2012
Edgar Streit
Der ehemalige Wehrmachtssoldat erinnert sich an eine Begebenheit auf Heimaturlaub.
„[...Harry van der Veer] gibt zu, die Deportierten geschlagen zu haben, mit seinen Händen und mit einem Stock, weil sie seiner Ansicht nach unfreundlich und grob waren.
Er erzählt aus seiner Sicht den Tod des Elsässers Schaller folgendermaßen:
‚Der Mann hatte morgens gesagt, er sei krank. Ich dachte, er simuliert. Er wurde unfreundlich und grob, ich habe ihm einige Schläge mit dem Gewehrkolben verpasst und mein Gewehr ist zerbrochen. Da hat ein Anführer ihn mit einem Stock geschlagen und später wurde der Mann ins Lager zurückgebracht.
Ich habe gehört, er sei draußen in der Kälte liegengeblieben, dass er ausgezogen worden und gestorben sei.‘
Der Beschuldigte fährt fort und sagt, er sei dieses Todes nicht schuldig, da sein Gewehr nicht mehr robust war [...]“
Aus dem Protokoll des Rastatter Kriegsverbrecherprozesses vom 06. März 1947
Harry van der Veer
Der KZ-Wächter diente ab 1944 freiwillig als Wachmann der OT im Haslacher Lager VULKAN.
Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.
Richard von WeizsäckerBundespräsident 1984 - 1994